2015/12/22

pueden?

eine analyse des wahlergebnisses von raul zelik:
"Institutionalisierung von PODEMOS oder Rückkehr der Demokratisierungsbewegungen?"


"PODEMOS war 2014 angetreten, die mit den Platzbesetzungen der 15-Bewegung sichtbar gewordene Hegemoniekrise in einen politischen Bruch zu übersetzen. Das erklärte Ziel lautete, die Regierung zu stellen, um gemeinsam mit Syriza in Griechenland einen Anti-Austeritätskurs in Europa stark machen zu können. Doch ob dieses Projekt in dieser Form aufrecht erhalten werden kann, ist einigermaßen zweifelhaft. (...) Durchaus vorstellbar ist, dass PODEMOS mittelfristig die PSOE beerben und zur Demobilisierung der sozialen Bewegungen beitragen wird."


"Ob Ciudadanosdie Züge einer „geklonten“ Partei tragen, sich nun dauerhaft in der Parteienlandschaft etablieren werden können, ist nach dem enttäuschenden Wahlergebnis zweifelhaft. Anders als bei PODEMOS ist die Gründung von CIUDADANOS nicht von einem gesellschaftlichen Mobilisierungsprozess in der Bevölkerung getragen worden."

"Der Erfolg von PODEMOS ist für IU auch deshalb lebensbedrohlich, weil das spanische Wahlsystem kleine Parteien extrem benachteiligt. Vor diesem Hintergrund haben am Sonntag offensichtlich viele Linke taktisch gewählt. Das ist insofern bedauerlich, als IU sich bei diesen Wahlen sehr geläutert zeigte und eindeutiger die Positionen gesellschaftlicher Protestbewegungen verteidigte als PODEMOS."


"PODEMOS trat im Baskenland mit einem sehr sozialdemokratischen Profil auf und wuchs vor allem Kosten von EH BILDU, die bei den letzten Wahlen noch auf fast 25% gekommen war und im Wahlkampf offen für sozialistische und feministische Positionen warb."

"Nach dem unklaren Ergebnis werden die Wirtschaftsverbände, Medienkonzerne und europäischen Regierungen PP und PSOE mit Sicherheit zur Bildung einer Großen Koalition drängen. Für die spanische Sozialdemokratie, die den Zerfall der griechischen PASOK vor Augen hat, birgt dieser Weg allerdings unkalkulierbare Gefahren. Deswegen ist durchaus wahrscheinlich, dass schon in wenigen Monaten erneut gewählt werden muss."





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2015/12/01

klima und flucht...





"Den Klimawandel wird die Überforderung in Europa nicht beeindrucken. Seit Jahren bestehen Vorhersagen über wachsende Wüsten, untergehende Inselstaaten und zunehmende Wetterkatastrophen. In manchen Fällen werden diese auf den Klimawandel zurückzuführenden Veränderungen selbst zur Ursache von Flucht oder notwendiger Migration. In anderen Fällen verursachen oder verstärken die Ereignisse gewaltsame Konflikte, die wiederum Menschen zur Flucht zwingen. Die Auswirkungen des Klimawandels werden in den kommenden Jahren also mittelbar oder unmittelbar zu Fluchtbewegungen beitragen – daran ändert selbst ein verbesserter Klimaschutz nichts mehr. Dabei erscheint die in den letzten Wochen vielbeschworene „Bekämpfung von Fluchtursachen“ vor diesem Hintergrund leicht als Fassadenäußerung. Für die Klimaveränderungen, die überdurchschnittlich stark Regionen des Globalen Südens treffen, tragen allen voran die industrialisierten Staaten die Verantwortung."

"Doch finanzielle Unterstützung wird nicht verhindern, dass aus den Klimaveränderungen auch größere Flucht- und Migrationsbewegungen entstehen. In ihrem Beitrag plädierte Helene Ragheboom daher für ein internationales Abkommen sui generis, also einen Vertrag, der spezifisch die Zusammenhänge von Klimawandel und Zwangsmigration in den Mittelpunkt stellt. Dadurch würden bestimmte Maßnahmen und Richtwerte festgesetzt werden, an die sich Staaten halten müssten."

mehr über den zusammenhang von   k l i m a   u n d   f l u c h t  - hier.

2015/11/23

you will listen...





the man on the cover is beginning to show his years. and his blonde hair is not that blonde anymore, actually. he's been in the business for some years, making music that was only slightly more tempted by the time surrounding it than the one he is making now. have a look at his 'muttonbirds' for a rewarding example.

now everything is a bit calmer, a bit more traditional if you want. but revealing a purer idea of beauty. try the first track of the album to get an impression of what i mean. mcglashan set nr. 2 as default, but i know better.

and get the album via bandcamp if you like it. one of the few places on the net, where artists get something for their work. bandcamp also supports streaming, btw.

2015/11/17

guitar...



 

ivan julian. great guitarist that started some fires for richard hell on his classic 'blank generation'. you got him on the clash's 'sandinista', too.
love his chaotic-organic solos, the nervous sound of it all - don't know wether to call it thick or hollow, that's an achievement by itself, i guess.
pick up the album of the same name if you see it somewhere.
should have made some waves in 2011.
the world's unjust.

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2015/10/28

inside podemos...

podemos wankt. das weitestgehende scheitern des griechischen neubeginns hat seine spuren in den spaniern hinterlassen.
und doch passiert europaweit kaum so etwas faszinierendes wie in spanien mit podemos. der text von brais fernandez, den malmoe übersetzt hat, ist ein halbes jahr alt und weiß noch nichts von den jüngsten schwierigkeiten der bewegung/partei. lesenswert ist er trotzdem...




neue wege...

"...es kristallisierten sich zwei strategische Vorgehensweisen heraus. Die eine, die das „politisierende“ Potenzial der Wahlen anerkennt und die Wichtigkeit, institutionelle Räume zu erobern, setzt auf die Schaffung eines Projekts, das im Alltagsleben der arbeitenden gesellschaftlichen Mehrheit verwurzelt ist, in den Kämpfen und physischen Räumen, die diese Mehrheit teilt. Sie setzt auf die gemeinschaftliche Selbst-Organisation von unten (das ist die Option, die von der Antikapitalistischen Linken unterstützt wird). Die andere Strategie geht davon aus, dass dies nicht unbedingt parallel geschehen muss, sondern einem sofortigen Wahlsieg bei den Parlamentswahlen untergeordnet werden muss (deshalb zogen die Vertreter_innen dieser Strategie, angeführt von Pablo Iglesias, der Führungsfigur von Podemos, in Erwägung, bei den Kommunalwahlen nicht anzutreten). Für sie muss der Wiederaufbau der sozialen Verhältnisse in einer post-neoliberalen Ordnung (zu der auch kleine und mittlere Unternehmen zählen) begonnen werden, sobald die Staatsapparate erobert worden sind und ausgehend von diesen."


...und alte probleme

 "Noch etwas fällt in der Zusammensetzung des Bürger_innenrats von Podemos auf: dass Arbeitende aus den Bereichen Reinigung, Bau, Hotelerie, Industrie etc. fast vollständig fehlen. Ein Bürger_innenrat, der sich ausschließlich aus Soziolog_innen zusammensetzt, ist nicht sehr repräsentativ für die Einheitsfront (unidad popular), die wir anstreben. Hier zeigt sich ein tiefer gehendes Problem. Was die Partizipation und politische Umsetzung betrifft, bewegen wir uns weiterhin im Rahmen einer „elitären Linken“, wodurch wir vom Ziel jeglichen emanzipatorischen Projekts weit entfernt sind: dass nämlich diejenigen, die die Gesellschaft am Laufen halten, sich selbst regieren."


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image: kimiko yoshida

2015/08/29

sea calls you home...

  









die zweite auskoppelung aus dem neuen album von julia holter. alles sehr einfach gehalten.
das tut gut. irgendwie. kann mir jemand erklären, warum?
vielleicht kommt's vom grandiosen saxophonsolo, das sich vom einen auf den anderen moment aus der ozeanruhigen ebene erhebt, sich verästelt wie eine pflanze und alles um sich herum verwandelt, der ruhe ihre bedeutung gibt.
seit wann haben rocksongs überhaupt ernsthafte saxophonsoli?












pictures: melody hansen

2015/08/18

"weil ihre Prinzipien zeitlos gültig sind..."



"Das ist nicht einmal besonders ordoliberal, das ist ganz einfach ökonomisch." (H.-W. Sinn)





jede normalität hat ihre geschichte, jede selbstverständlichkeit ihre konstrukteure, jede naturgegebene tatsache ihre profane politische wertigkeit.
das gilt auch für den ordoliberalismus, der den deutschen blick auf die nationale und globale wirtschaft, auf europa bestimmt. le monde diplomatique zeichnet dessen herkunft und wirkmächtigkeit hier schön nach:

Schäubles Gehäuse.




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2015/07/19

baruch?




...amantes eternas, buscadoras inagotables de la pareja ideal, enamoradas de enamorarse, coleccionistas de comienzos, nostálgicas de los amores perdidos, especialistas en el arte del abandono, personas instaladas en el sueño de un amor platónico...



 



 image: eva maria großmann

grit...





2min.
music.
love it.








2015/07/05

jodie...


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mr. wood, standing on the mighty tower prince's immagination built, lets these sweet sounds pour from his hands, makes them dance while they fall into the deep.
he is a young guy from england, his debut album just a few days old. there are some jewels to be found on it.


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2015/06/11

du hast keinen plan, mein junge...


"Es gibt keine Jahrtausende alten Programme, die unseren Männern Steinzeitverschaltungen ins Hirn bauen. Männer sind, wie sie sind, weil sie innerhalb ihres Kulturkreises schon als kleine Jungs immer wieder eingeladen werden, genau solche Rollen zu übernehmen, die für die jeweilige Kultur wichtig sind - schon seit der Steinzeit. In jeder neuen Generation muss jeder Junge, der auf die Welt kommt, die schmerzhafte Erfahrung machen, dass er den nötigen Halt nur findet, wenn er gewisse Erwartungen erfüllt. "







tolles interview mit gerald hüther, neurobiologe. deutungen neurologischer befunde jenseits der ausgetrampelten medialen pfade. erfrischend wie ein pils im sommer.


Interview
HIER!

seine
letzte
Veröffentlichung
hier!



image: ursprung unklar. "wisps in the wind, michael davitt" lautet der dateiname.
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2015/06/04

europa? reformieren oder murgsen...

in der eu wird sich was tun in den nächsten monaten. vermutlich

wie frankreich, deutschland, großbritannien, italien und spanien die eu reformieren möchten ist hier gesammelt:
HIER!

veränderungen sind immer noch gleich drängend wie vor einem jahr, als das eu-parlament zu wählen war, als italien dem bankrott in die augen sah, als griechenland schon seit jahren austeritätsbedingt dahinvegetierte, als...   (bitte krisensituationen nach belieben vervollständigen)

2015/06/01

2015/05/22

fear. furcht. paura. miedo.

"Furcht setzt nicht nur das Denken, sondern auch alle anderen Gefühle außer Kraft. Wie Evolutionsbiologen zeigen, ist Furcht die Emotion des puren Überlebens. Sie hat uns geholfen, die Flucht zu ergreifen oder zu kämpfen. Furcht erobert die Seele und tilgt alle anderen emotionalen Reaktionen."

FURCHT UND DEMOKRATIE IM 21. JH. 
Eva Illouz, 2015.

gegen einen liberalen politikbegriff, in dem eine illusorische abwesenheit von emotion als ideal der politik gilt und das geschäft mit der furcht nur umso leichter früchte trägt.

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2015/05/11

…or haven’t you thought much about this?

ttip, das freihandelsabkommen zwischen eu und usa, ist in gewisser weise das konkurrenzunternehmen zu ttp, einem ebenfalls zur zeit in verhandlung befindlichen freihandelsvertrag zwischen den usa und verschiedenen pazifischen staaten, das wie sein transatlantischer bruder die betroffenen gesellschaften massiv beeinflussen würde. die amerikanische regierung ist sich, wie die europäischen regierungen auch, im falle von ttip wie von ttp sicher, in die richtige richtung zu gehen.
froh kann sie diesbezüglich sein, dass die bevölkerung mehrheitlich keinen blassen schimmer davon hat, worum es geht. ich meine damit nicht, dass sie nicht meine sorgen teilt oder eine andere meinung dazu hat als ich. ich meine wortwörtlich: sie hat im allgemeinen  k e i n e  meinung dazu. wirtschaftsthemen sind einfach unendlich langweilig, kann das sein?

das ist, sagen wir mal, suboptimal.


aus einem artikel in der washington post vom 11.5.15.:
(link siehe unter dem zitat)

"Most Americans — have remarkably vague views on the question of free trade. This is shown by a cleverly worded question on the American National Election Study survey conducted just after the 2012 presidential election. Respondents were presented with the standard arguments for and against limiting foreign imports to the United States: “Some people have suggested placing new limits on foreign imports in order to protect American jobs. Others say that such limits would raise consumer prices and hurt American exports.” They were then asked if they favored or opposed limits on imports, and the question was appended with an option that we probably see too infrequently in political surveys: “…or haven’t you thought much about this?”


mr. patrick j. egan, please

2015/04/09

yeah, you came a long way from there, but i did, too...



you wanna be blown away?











della reese - you came a long way from st. louis (1962)




della reese came right out of the motor city of the 1930s. maybe that's where the steam comes from that you feel while listening to ms. reese and her orchestra. black bottom, detroit. her father a steel worker, her mother a cook of cherokee descendence.


image: i'm not sure if the picture above is by kirill kuletski. somehow i lost the information aoout the author. i'm sorry for that. every information is appreciated.


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2015/02/28

prolophobie en france...




ProlophobieDie Furcht vor denen da unten

(link auf: le monde, deutsche ausgabe. 13.2.15)



"Die heutige Situation von Juden und Muslimen (in Frankreich) erinnert in mancher Hinsicht an die der Russen und Armenier zwischen den Weltkriegen. Die meisten (Russen) arbeiteten zwar in der (französischen) Autoindustrie oder fuhren Taxi. Doch es wanderte auch eine Französisch sprechende Elite ein: Russische Künstler, Journalisten, Verleger und Schriftsteller waren in den 1920er Jahren so gut ins Pariser Kulturleben integriert, dass sie geradezu eine "russische Mode" auslösten. Davon profitierten damals alle in Frankreich lebenden Russen. Sie genossen eine wesentlich freundlichere Behandlung als etwa die Armenier, die nach 1915 vor den mörderischen Verfolgungen im Osmanischen Reich nach Frankreich geflüchtet waren. Die meisten von ihnen schlugen sich als Hilfsarbeiter durch, und obwohl sie nicht sehr zahlreich waren - 1931 lebten 17 000 Armenier in Frankreich -, wurden sie auf Anhieb für "nicht assimilierbar" erklärt." 


"Im Juli 1981 kam es in Vénissieux, einem Vorort von Lyon, zu größeren Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und der Polizei. Das hatte es zwar auch schon 1976 und 1979 gegeben, aber da waren solche Vorkommnisse noch in der Lokalpresse unter der Rubrik "Verschiedenes" gelandet. Nun aber war die Rechte in der Opposition und instrumentalisierte das Ereignis für eine Kampagne gegen die neue sozialistische Regierung, die damals gerade 100 000 illegale Einwanderer legalisiert hatte. Die Rechte reduzierte die Straßenkämpfe auf "das Einwandererproblem". Andere mögliche Ursachen - das soziale Elend in den Banlieues oder die damals schon zunehmende Jugendarbeitslosigkeit - wurden ausgeblendet."


"Egal was man macht oder sagt, der Beur von Saint-Denis wird sich immer seinen Brüdern näher fühlen, die auf den Straßen von Algier oder Tunis auf Frankreich spucken", schrieb Le Figaro Magazine am 25. Januar 1991. Woraufhin sich die Einwandererkinder nun erst recht zu ihrer stigmatisierten Herkunft und Religion bekannten. Nach Meinung der Soziologen Stéphane Beaud und Olivier Masclet spielte der Golfkrieg "eine wichtige Rolle bei der Entstehung eines mehr ,rassischen' als sozialen Bewusstseins bei den Kindern maghrebinischer Einwanderer. Gerade wenn sie selbst durch verschiedenste Ausgrenzungserfahrungen geprägt wurden, sind sie mehr als andere geneigt, die Gesellschaft in Gegensätzen wahrzunehmen: sie/wir, Weiße/Araber, Franzosen/Einwanderer, Reiche/Arme und so weiter."



"Wenn Schwarze und Araber diskriminiert werden, hat das vielleicht nicht nur mit ihrer Hautfarbe, sondern auch mit ihrer Armut zu tun." 










2015/02/18