2015/02/28

prolophobie en france...




ProlophobieDie Furcht vor denen da unten

(link auf: le monde, deutsche ausgabe. 13.2.15)



"Die heutige Situation von Juden und Muslimen (in Frankreich) erinnert in mancher Hinsicht an die der Russen und Armenier zwischen den Weltkriegen. Die meisten (Russen) arbeiteten zwar in der (französischen) Autoindustrie oder fuhren Taxi. Doch es wanderte auch eine Französisch sprechende Elite ein: Russische Künstler, Journalisten, Verleger und Schriftsteller waren in den 1920er Jahren so gut ins Pariser Kulturleben integriert, dass sie geradezu eine "russische Mode" auslösten. Davon profitierten damals alle in Frankreich lebenden Russen. Sie genossen eine wesentlich freundlichere Behandlung als etwa die Armenier, die nach 1915 vor den mörderischen Verfolgungen im Osmanischen Reich nach Frankreich geflüchtet waren. Die meisten von ihnen schlugen sich als Hilfsarbeiter durch, und obwohl sie nicht sehr zahlreich waren - 1931 lebten 17 000 Armenier in Frankreich -, wurden sie auf Anhieb für "nicht assimilierbar" erklärt." 


"Im Juli 1981 kam es in Vénissieux, einem Vorort von Lyon, zu größeren Zusammenstößen zwischen Jugendlichen und der Polizei. Das hatte es zwar auch schon 1976 und 1979 gegeben, aber da waren solche Vorkommnisse noch in der Lokalpresse unter der Rubrik "Verschiedenes" gelandet. Nun aber war die Rechte in der Opposition und instrumentalisierte das Ereignis für eine Kampagne gegen die neue sozialistische Regierung, die damals gerade 100 000 illegale Einwanderer legalisiert hatte. Die Rechte reduzierte die Straßenkämpfe auf "das Einwandererproblem". Andere mögliche Ursachen - das soziale Elend in den Banlieues oder die damals schon zunehmende Jugendarbeitslosigkeit - wurden ausgeblendet."


"Egal was man macht oder sagt, der Beur von Saint-Denis wird sich immer seinen Brüdern näher fühlen, die auf den Straßen von Algier oder Tunis auf Frankreich spucken", schrieb Le Figaro Magazine am 25. Januar 1991. Woraufhin sich die Einwandererkinder nun erst recht zu ihrer stigmatisierten Herkunft und Religion bekannten. Nach Meinung der Soziologen Stéphane Beaud und Olivier Masclet spielte der Golfkrieg "eine wichtige Rolle bei der Entstehung eines mehr ,rassischen' als sozialen Bewusstseins bei den Kindern maghrebinischer Einwanderer. Gerade wenn sie selbst durch verschiedenste Ausgrenzungserfahrungen geprägt wurden, sind sie mehr als andere geneigt, die Gesellschaft in Gegensätzen wahrzunehmen: sie/wir, Weiße/Araber, Franzosen/Einwanderer, Reiche/Arme und so weiter."



"Wenn Schwarze und Araber diskriminiert werden, hat das vielleicht nicht nur mit ihrer Hautfarbe, sondern auch mit ihrer Armut zu tun." 










Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen