2012/10/05

left alone, all alone...





mal waldron schwelgt in erinnerungen. seine trockenen akkorde deuten die umrisse einer frau an, die einst seine arbeit am piano sehr schätzte und sie jener vieler anderer musiker vorzog. waldron begleitete billie holiday in den späten fünfzigern bis zu ihrem frühen tod 1959. hier bereitet er einer leichtfüßige ballade aus holidays repertoire den weg. der mann am saxophon geht ihm unbeeindruckt voran. den blick nach vorn, bestimmt und eigensinnig. manchmal aber fährt er um, mit gespreizten fingern, erregten augen. ein ausbruch unerwartet und doch nachvollziehbar, wie eine gedankenverlorene geste, während man erzählt. er selbst mag holidays gequältes leben zu klängen schmieden wollen, wenn er sein horn in schreie ausbrechen lässt, ihren zähen überlebenswillen. nur, diese bewegungen verraten genauso gut archie shepps eigene ambitionierte vergangenheit, seine ungestüme energie, seinen wachen zorn. wir können über niemanden sprechen, ohne von uns selbst zu erzählen. kein wort verlässt unseren mund in sauberem weiß. wir färben ab.
und das ist wohl gut so. ein glück jedenfalls, dass die beiden reiferen herren bereit sind, die seiten dieses alten buches zu durchblättern. mit kräftigen farben an den fingern, dicke spuren auf dem papier hinterlassend.



archie shepp/mal waldron - easy living (2005)

for those who want some more...

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