ethnische zugehörigkeiten als erklärungsmuster für den quälenden syrischen bürgerkrieg bestimmen unsere berichterstattung. nur, das erklärungsmuster ist teil des problems, kein neutrales, vergrößerndes fernrohr für eine ferne realität. in syrien (und dem nachbarland libanon) ist der ethnische blick auf die vergangenheit eine tödliche waffe, ein wort, das fleisch wird, stets von neuem...
(german)
... Doch während [der libanesische Politiker] Eid die Meinungsführerschaft unter den Alawiten für sich beansprucht und auch in der Sicht der meisten sunnitischen »Nachbarn« die Alawiten ein monolithischer pro-syrischer und anti-sunnitischer Block sind, sieht die Realität anders aus.
...Die heute von den meisten Medien übernommene Rede von Assads »alawitischem Regime« in Syrien wurde in den letzten Jahrzehnten von verschiedenen PublizistInnen, WissenschaftlerInnen sowie sunnitischen Islamisten verbreitet. Oft war von »alawitischen Herrschaftsplänen« und einem »alawitischen Putsch« die Rede. Die Konstruktion von homogenen Kollektiven erfreut sich insbesondere in der Geschichtsschreibung des Nahen Ostens großer Beliebtheit und verspricht einfache Antworten.
...Um sich der sunnitischen Bevölkerungsmehrheit gegenüber zu legitimieren, begann Assad, regelmäßig die Moschee zu besuchen, ließ ein Familienmitglied eine islamische Stiftung gründen und unterstützte auch das Wirken schiitischer Geistlicher im Libanon. Nach der »Islamischen Revolution« in Iran schränkte er allerdings iranische Aktivitäten zur Missionierung in Syrien ein und bestärkte sunnitische Geistliche beim Aufbau eines Netzwerkes von Koranschulen in ganz Syrien.
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alles andere als neutral ist - wir wissen es spätestens seit den balkankriegen - auch die ethnische kartographie:
manche karten sind vorsichtig, wenn sie syrischen boden ethnisch einfärben. sie betonen die ungenauigkeit, mit der sie arbeiten, zeigen überlappungen:
andere hingegen wissen es ganz genau:
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