2014/09/05

cross-eyed and mirrored, too - part five...


Der Atlas der Globalisierung von 2007 (Le Monde Diplomatique) verzeichnet "russische" und "russischsprachige Minderheiten" in den Nachfolgestaaten der UdSSR und denkt dabei auch an Ostukraine und Krim. Violette Flächen markieren "Spannungen zwischen Volksgruppen", rot weißt auf bewaffnete Konflikte hin.

Man streitet sich wieder darüber, worum es sich handelt, wenn Russland militante separatistische Gruppen in Osteuropa unterstützt. Hilft es seinen "russischen Brüdern", die in osteuropäischen Staaten unter die Räder der Mehrheitsgesellschaft geraten, oder betreibt es rücksichtslos Interessenspolitik auf dem Rücken von Bevölkerungsgruppen, welche das Ende der Sowjetunion deplaziert und auf der Suche nach Identität und nach Schutz zurückgelassen hat.

Die österreichische "Presse" etwa denkt eher an Letzteres:
Dass Moskau Kiew dazu zwingen will, direkt mit den Separatisten über einen Friedensschluss zu verhandeln, ist nach Ansicht der liberal-konservativen Tageszeitung Die Presse eine bereits mehrfach erprobte Strategie Russlands: "Aus Erfahrung weiß die russische Führung, dass es viel gewinnbringender ist, die Konfliktverwaltung an andere abzugeben. Die Ukraine soll sich mit den Donezker Neurussen ... selbst herumschlagen, und Präsident und Außenminister können aus sicherer Distanz ... Einfluss und Druck ausüben. Dieses Modell wurde in Transnistrien erprobt. Hier bemüht sich die internationale Gemeinschaft unter Führung der OSZE seit mehr als 20 Jahren um die Lösung des eingefrorenen Konflikts. Auch im Konflikt mit seinen abgespalteten Landesteilen Abchasien und Südossetien muss Georgien mit Stellvertreterregimen verhandeln, die ohne Moskaus Unterstützung nichts wären. Ob Waffenstillstand oder nur Feuerpause, ob heute oder in ein paar Wochen: Moskau will einen weiteren 'eingefrorenen' Konflikt zu seinen Gunsten schaffen." (04.09.2014) Mehr davon...


Auf bpb.de steht ein interessantes Stück historischer Analyse von Jan Zofka. Es zeigt wie das kommunistische Regime die nationalen Tendenzen im Reich gefördert hat, in der Meinung jenes ethnische Mosaik zur Geltung zubringen, auf dem der kommunistische Fortschritt wandeln sollte. Eine russische Ethnizität war dabei nicht vorgesehen. Die Russen spielten die Rolle der kommunistischen Avantgarde - sie waren zivilisatorisch definiert nicht ethnisch, von ihrer historischen Rolle bestimmt, nicht von nationalen Traditionen.
"Die Russen" sind - so die These des Autors - bis zu einem gewissen Punkt ein junges Volk, Produkt des sowjetischen Zusammenbruchs, eine vielgestaltige Pflanze, die auf umgewälztem Boden wächst. Gärtner gibt es viele, zumal in Moskau. Was sie vermögen, ist eine andere Frage.

Der Link zum Artikel von Jan Zofka:
Die Russen und ihre Gärtner






der konflikt um die ukraine ist komplex.
das zeigen die bisherigen schlaglichter auf das thema:
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